Tag 29 der Aktion „31 Days of Comics“ bei der jeden Tag ein Comic unter einem bestimmten Motto vorgestellt wird. Heute: „Comic that changed the way you see the world” — „Ein Comic, dass die Art und Weise verändert hat, wie du die Welt siehst“.
Ich glaube, dass kein Comic meine Weltsicht nachdrücklich verändert hat. Keine Comicreportage, keine Comic-Biographie, kein 08/15-Superheldencomic, aber ein Comic hat mit Sicherheit meine Sicht auf die Welt der Comics maßgeblich beeinflusst. Scott McClouds „Comics richtig lesen“ hat viele neue Welten für mich eröffnet, über die ich mir beim Lesen vorher gar keine oder nur wenige Gedanken gemacht habe, seien es Erzähltechniken oder Panel-Übergänge.
„Comics richtig lesen“ gilt heute als Standardwerk für Comictheorie. McCloud, der selbst als stilisierte Comicfigur durch das Buch führt, beginnt in seinem Werk mit der historischen Entwicklung des Mediums, um eine allgemeingültige Definition zu erlangen. Dann wendet er sich den formalen Aspekten des Comics zu und ergründet die Sprache des Comics. Das Clevere an diesem Buch ist, dass die Theorie nicht in langen, komplizierten Sätzen verpackt ist, sondern selbst als Comic daherkommt. McClouds Überlegungen sind somit für den Leser sichtbar und leicht verständlich.
McCloud spaziert und doziert durch das Comic, nimmt den Leser bei Hand und gerät manchmal ins philosophische Grübeln, aber er bleibt dabei immer unterhaltsam. Nach der Lektüre wird man jedes andere Comic auf eine neue Art und Weise sehen/lesen und über das Zusammenspiel von Bildern, Panels, Sprechblasen und Text nachdenken.
- Scott McCloud „Comics richtig lesen“ („Understanding Comics: The Invisible Art„) // 1993 // Carlsen
- Scott McCloud: Homepage
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